Am 24. Juni 2025 hielt Dr. Stefan Steiger, promovierter Politikwissenschaftler und Experte für Cybersicherheit am Universitätsrechenzentrum Heidelberg in der Gruppe BWInfoSec, um 18:30 Uhr im Mathematikon Heidelberg sowie online via Zoom einen hochaktuellen und vielbeachteten Vortrag zum Thema „Cybersicherheit im Kontext aktueller Konflikte“.
Nach einer freundlichen Begrüßung führte Dr. Steiger zunächst in zentrale Begrifflichkeiten ein. Er erläuterte, dass der Begriff „Cyberspace“ weit über das öffentliche Internet hinausgehe und sämtliche computergestützten Netzwerke samt ihrer Endpunkte umfasse. Darauf aufbauend stellte er die sogenannte CIA-Triade – Confidentiality, Integrity, Availability – als grundlegendes Modell der IT-Sicherheit vor.
Im Mittelpunkt des Vortrags standen anschauliche Fallbeispiele realer Cyberangriffe mit geopolitischem Bezug. Dr. Steiger analysierte unter anderem den Viasat-Hack durch die russische Gruppe „Sandworm“, der im Zuge des Ukrainekriegs die Kommunikation ukrainischer Behörden sowie zivile Infrastrukturen in mehreren europäischen Ländern massiv beeinträchtigte. Darüber hinaus thematisierte er Angriffe der iranischen Gruppe „CyberAv3ngers“ auf Wasser- und Energieversorger sowie Sabotageaktionen der mutmaßlich israelischen Gruppierung „Predatory Sparrow“ gegen das iranische Bankensystem.
Ein weiteres aufsehenerregendes Beispiel war der sogenannte SolarWinds-Hack, bei dem sich russische Akteure (Cozy Bear/SVR) über eine manipulierte Software-Update-Kette Zugriff auf zahlreiche US-Behörden und Unternehmen verschafften. Auch chinesische Spionagekampagnen unter dem Codenamen „Salt Typhoon“, die sich unter anderem gegen Telekommunikationsanbieter richteten, wurden detailliert beleuchtet.
Ein zentrales Thema des Vortrags war zudem der zunehmende Missbrauch Künstlicher Intelligenz durch staatlich unterstützte Hackergruppen aus Russland, China, Iran und Nordkorea. Dr. Steiger zeigte eindrucksvoll, wie generative KI zur Entwicklung von Schadsoftware, zur Durchführung ausgeklügelter Social-Engineering-Kampagnen sowie zur strategischen Verbreitung von Desinformation eingesetzt wird. Dabei betonte er, dass KI nicht nur die Einstiegshürden für Cyberangriffe senke, sondern auch deren Skalierbarkeit und Zielgenauigkeit erheblich erhöhe.
In seinem abschließenden Fazit unterstrich Dr. Steiger, dass Cyberangriffe zunehmend als Instrumente zur Sabotage, Subversion und Spionage im internationalen Machtgefüge genutzt werden. Angriffe mit physischen bzw. „kinetischen“ Folgen seien bislang jedoch noch die Ausnahme.
Im Anschluss an den Vortrag entwickelte sich eine lebhafte und erkenntnisreiche Diskussion. Die Teilnehmenden stellten zahlreiche Fragen zu konkreten Schutzmaßnahmen, zur Rolle privater Unternehmen in der Cybersicherheitsarchitektur sowie zu technischen Aspekten der digitalen Abwehr.
Mit großer fachlicher Kompetenz, anschaulichen Beispielen und einem souveränen Vortragsstil gelang es Dr. Steiger, ein komplexes und hochaktuelles Thema verständlich und eindrucksvoll zu vermitteln. Für diesen ebenso informativen wie anregenden Abend danken wir ihm herzlich.